Die wundersame Welt der Orchideenforschung

wundersame

Verena Stauffer katapultiert uns in eine fremde Welt: Mit dem jungen Orchideenforscher Anselm landen wir Mitte des 19. Jahrhunderts auf Madagaskar. Er ist auf die Insel gereist, um mit dem Stern von Madagaskar die Orchidee seiner Träume zu finden. Erstmal muss er sich aber auf seltsame Gebräuche, ungewohnte Transportmittel und einen britischen Botaniker-Kollegen einlassen.

Er entdeckt eine wundersame Welt, die Anziehungskraft eines Menschen und findet die außergewöhnlichen Orchideen, die in der Nacht betörend duften. Nur schwer kann er sich wieder von der Insel lösen, um zuhause seine Karriere aufzubauen. Doch Madagaskar hat etwas verändert in dem kopflastigen Wissenschafter. Auf der Rückfahrt gerät er in eine schwere psychische Krise, aus der er nur langsam wieder herausfindet. Genau dann aber sieht er sich mit den umwälzenden Theorien Darwins konfrontiert. Er flüchtet vor dem Konkurrenzkampf der Forscher und reist nach China, um sich dort ganz auf seine Leidenschaft zu konzentrieren.

Verena Stauffer lässt uns mit allen Sinnen an Anselms Erlebnissen teilhaben. Wir riechen den Duft nach Rhabarber und Vanille, den der Wind über Madagaskar trägt. Wir hören „Schellen und Pfeifen, wie Orgeln wild gespielt“. Wir sehen strahlend weiße Seidenaffen mit ihren in der Dunkelheit orange leuchtenden Augen. Und natürlich jede Menge bunte Primeln, feinste Mädchenhaarfarne und Chinaorchideen „die Blüten wie Saphire trugen.“

Die poetischen Schilderungen lassen Raum für feinen Humor. So sorgen Anselms Träume von Ruhm und Anerkennung für Schmunzeln. Seinen Hang zum Drama beschreibt Stauffer mit übertriebenen Metaphern: Da zerschellen Anselms Tränen schon mal am Boden. So entsteht ein feines Portrait eines Nerds und des 19. Jahrhunderts mit seinen Umbrüchen in Politik und Wissenschaft.

Verlagsinfo zum Buch

Diese Buchrezension ist im oö. Kulturbericht 9/2018 erschienen.

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