Hightech trifft Mode

Hightech trifft Mode

Der Pullover von Ursula Vogl aus Spanischem Moos wächst ohne Erde weiter und kann nach Lust und Laune geschnitten werden. Foto: Günter Parth

Ein Pulli aus einer lebenden Pflanze. Kann nicht sein! Oder?

Sie lernen, forschen und experimentieren. Nichts weniger als die Mode der Zukunft wollen sie gestalten, die Lehrenden und Studierenden des Studiengangs Fashion & Technology der Linzer Kunstuniversität. Abseits gängiger Denkmuster entstehen neue Materialien und Produktionsmethoden. Dafür wird das technologische Knowhow in der Stadt angezapft.

Neben Nadelkissen, Maßband und Skizzenblock bedecken Rohrreiniger, Farbsprühdosen und Wüstenpflanzen die Arbeitsflächen der Tische. Studentinnen und Studenten arbeiten an ihren Werkstücken, unterhalten sich in der zentralen Sofalandschaft und tauschen sich in der gemeinsamen Küche mit den Lehrenden aus. Der große, helle Raum wirkt einladend.

Die Offenheit, sich auf neue Art mit Mode auseinanderzusetzen, ist auch eines der wesentlichsten Aufnahmekriterien für Bewerberinnen und Bewerber. Schließlich gilt es hier, Mode neu zu denken, im Studiengang Fashion & Technology der Kunstuniversität Linz. Weg von der allgegenwärtigen Fast Fashion, die ihren Output in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt hat, hin zu neuen Formen, Mode zu produzieren und zu präsentieren. Der Schlüssel dazu liegt in der Technologie: in neuen Materialien, Prozessen und Methoden. So werden Kleidungsstücke aus abbaubarem Bioplastik ohne Schnittmuster, Schere und Nähmaschine in Form gebracht. „Durch eine poesievolle Verschmelzung von Mode und Technologie soll mit Technik versehene Kleidung akzeptierbar werden“, sagt Ute Ploier, die den Studiengang gemeinsam mit Christiane Luible-Bär leitet.

Hightech trifft Mode

Die Räume in der Linzer Tabakfabrik bieten viel Platz zum Gestalten und Experimentieren. Foto: Barbara Krennmayr

Die derzeit 30 Studierenden kommen aus elf Ländern und bringen unterschiedlichste Vorbildungen mit, sind Seilbahntechniker, Informatikerin, Tänzer. Natürlich müssen sie auch gewisse handwerkliche Grundfertigkeiten erlangen. „Weil sie aber nicht intensiv darauf geschult sind, gehen sie zum Beispiel frecher an die Strickmaschinen heran und kommen so auf spannende Lösungen,“ sagt Christiane Luible-Bär. Von Beginn an erhalten die Studierenden viel Raum zum Experimentieren. Lehrende und Studierende forschen hier miteinander und lernen voneinander. Die Modeindustrie zeigt sich interessiert: So haben sich Unternehmen wie Adidas, Puma, Iris van Herpen oder Bless Studierende für Praktika ins Haus geholt.

Die Nähe zur Industrie und zu Technologieunternehmen waren mit ausschlaggebend dafür, sich in der Linzer Tabakfabrik anzusiedeln. Dass Linz als „second city“ in der Mode nicht im Mainstream verankert ist, wird von den beiden Studiengangsleiterinnen durchaus als Vorteil gesehen: „Man kommt nicht so leicht ran an Materialien, also muss man sie selbst herstellen.“ So hat Ursula Vogl bei einem Besuch im botanischen Garten Spanisches Moos entdeckt. Die Wüstenpflanze wächst ohne Erde und wurde Teil eines Pullovers.

Noch befindet sich der im Oktober 2015 gestartete Studiengang im Aufbau. Im Vollausbau werden hier rund 50 Studierende im Bachelor- und Masterstudiengang ausgebildet. Dazu wurden über den Sommer weitere Räumlichkeiten bezogen. Hier warten nun die alten Strickmaschinen aus dem Waldviertel neben den modernen Computern aus dem Silicon Valley auf ihren Einsatz.

Infos zum Studiengang

Dieser Bericht ist im Kulturbericht des Landes OÖ 09/2017 erschienen.

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