Beklemmendes Zukunftsszenario

Beklemmendes Zukunftsszenario

Europa, irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft: Die Angst vor Fremden hat zur Abschottung der Nationalstaaten geführt, rechtsgerichtete Regime haben die Macht übernommen, die EU ist zerfallen. Angst und Misstrauen prägen das Zusammenleben der Menschen. Die Städte verwahrlosen, bieten wenig Lebensqualität. Eva Schörkhuber spinnt den Gedanken weiter, wohin Angst führen kann. Es sind bedrückende Bilder, die sie zeichnet. Menschen sind in Kategorien eingeteilt: C und D stellen den Bodensatz dar, der den A- und B-Menschen möglichst günstig unliebsame Arbeiten abnimmt. In diesen Kategorien aufzusteigen ist kaum möglich, Abstieg hingegen drohende Gefahr. Wieder eine Angst, die Menschen fügsam macht.

Widerstand formiert sich: Su ist neu dabei und reist mit dem Zug über die Grenze, um geheime Papiere zu schmuggeln. Auch bei ihr fährt die Angst mit. Jeder Mitreisende könnte ein Spitzel sein. Parallel zur Zugreise schickt uns die Autorin auf Gedankenreisen, wie sie als Entspannungs- oder Kreativitätsübung eingesetzt werden. So lernen wir weitere Menschen kennen, die beispielhaft für unterschiedliche Haltungen stehen. Hier mischen sich surreale Bilder und Begebenheiten ein. Nicht alles lässt sich einfach deuten, aber das muss wohl nicht sein, bei einer Gedankenreise, die Realität und Fantasie vermengt.

Schörkhuber spielt mit der Vieldeutigkeit von Begriffen und legt großen Wert auf eine sorgsame Sprache: „Und auf einmal hätte Sie ein Entschluss gepackt – nein, nein, nicht Sie hätten diesen Entschluss gefasst, er hätte Sie erfasst.“ Stil und Tonfall der einzelnen Episoden variiert sie. Die bedrückende Stimmung des Romans wird durch Begegnungen mit mutigen Menschen erhellt. Bei aller Beklemmung bestärkt der Roman, sich gegen totalitäre Tendenzen zu wehren.

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Diese Buchvorstellung ist im Kulturbericht des Landes OÖ 11/2017 erschienen.

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