In unzugängliche Parallelwelten eintauchen
Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass sich in unserer informationsüberfluteten Welt Nischen finden, in denen Menschen ganz andere Leben leben. Oft unbemerkt und unerkannt, meist unzugänglich. Nicht immer ist das selbstgewählt: Verfolgung oder Krankheit kann zu einem Abgleiten in Parallelwelten führen. Hier drei lesenswerte Bücher, die solche Welten zugänglich machen.
Deborah Feldman, Unorthodox
Ihre eigene Geschichte schildert Feldman hier: In der abgeschotteten Gemeinschaft der ultraorthodoxen jüdischen Satmarer im modernen New York aufgewachsen, befreit sie sich langsam von den strengen Vorgaben. Diese muten oft ziemlich absurd an und binden vor allem Frauen in ein enges Korsett. Ich habe gelacht, geweint und oft einfach nur den Kopf geschüttelt.
Thomas Sautner, Fuchserde
Erst durch dieses Buch habe ich von dem fahrenden Volk der Jenischen erfahren, von dem auch heute noch Tausende meist unbemerkt in Österreich leben. Es hat mich berührt und beschämt, wie dieses Volk verfolgt und ausgrenzt wurde – auch nach der Zeit des Nationalsozialismus. Dennoch: Voller Humor und Energie gibt Sautner Einblick in die reiche Kultur dieses vergessenen Volkes.
Arno Geiger, Der alte König in seinem Exil
Wertschätzend, selbstkritisch und sehr ehrlich schildert Geiger das Leben mit seinem dementen Vater. Schon den Titel finde ich wunderschön und sehr passend, denn auch ein Leben mit Demenz kann lebenswert und würdig sein – wenn auch ganz anders. Und oft ziemlich anstrengend, für alle Beteiligten.
„Als orthodoxe Jüdin in einer abgeschotteten Gemeinschaft im modernen New York aufgewachsen“
Feldman stammt nicht einfach aus einer orthodoxen jüdischen Gemeinschaft, sondern aus einer EXTREMEN ULTRA-orthodoxen. Das ist nicht alles „irgendwie dasselbe“.
Das ist richtig, danke für den Hinweis. Ich habs zwar so gemeint, im Text aber wohl nicht klar genug formuliert und deshalb nochmals abgeändert.