Zustimmung

Das Ziel ist 100prozentige Zustimmung

Palmsonntag im April 1938: Ein ganzer Ort macht sich auf, um über den Anschluss an das Deutsche Reich abzustimmen. Wer sich nicht ohnehin bereits überzeugt zeigt, sein Kreuz auf den deutlichen größeren Kreis mit „Ja“ zu setzen, auf den wird Druck ausgeübt. So muss mit Spott und Häme rechnen, wer seine Stimme in der Wahlkabine und nicht offen vor versammelter Mannschaft abgeben will. Das Ziel ist 100prozentige Zustimmung.

Doch bald wird klar, dass das nicht erreichbar sein wird. Eine Gegenstimme wurde abgegeben. Der Verursacher ist rasch ausgemacht: Karl Bleimfeldner, der seit Jahren in Innsbruck Geschichte studiert und für die Abstimmung heimgekehrt ist. Die Jagd auf ihn beginnt und nimmt gefährliche Züge an. „Hetzt der Karl durchs Unterholz. Fühlt Verfolgung, ohne Klarheit darüber, wer hier wem hinterher. Es blitzen Augen, die keine sind, Einbildung im Geäst.“ Die kurzen, atemlosen Sätze sorgen für Spannung.

In nüchternem Ton schildert Thomas Arzt die aufgeladene Stimmung im Ort. So gelingt es ihm, die sozialen Dynamiken nachvollziehbar zu beschreiben. In kurzen Kapiteln lässt er unterschiedliche Protagonisten auf das Geschehen blicken: Neben Karl Bleimfeldner ist da der Huber Seppl, der als vermeintlicher Dorftrottel Narrenfreiheit genießt, aber durchaus differenziert wahrnimmt. Der Mut zum aktiven Widerstand fehlt auch ihm. Cilli Kern wiederum gefällt sich als glühende Nationalsozialistin in ihrer Rolle als Bürgermeistertochter und nimmt federführend an der Jagd auf den Studenten teil. Auch der Förster des Stiftswaldes fühlt sich endlich bestärkt in seinem kleinen Ego.

Natürlich sind bei weitem nicht alle im Ort überzeugt, dass die neue Politik gut und richtig ist. Dennoch wagt niemand, das auch offen auszusprechen. Zu vertraut sind die Muster, zu groß ist die Angst.

Verlagsinfo zum Buch

Diese Buchvorstellung ist im oö. Kulturbericht 9/2021 erschienen.

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