Augenhöhe

Begegnungen auf Augenhöhe

Ein Gespräch mit den Fabrikanten Gerald Harringer (GH) und Wolfgang Preisinger (WP)

Ihr habt bereits einige Live Art Projekte realisiert. Wie seid ihr zu dieser Kunstform gekommen?

GH: Wir haben in unseren Projekten eigentlich immer schon konventionelle Kunstformen hinterfragt. Zuerst die Rolle der Galerie, dann die des Künstlers und zuletzt auch jene des Publikums. Live Art war da schon lange im anglo-amerikanischen Raum verbreitet und hat uns in dem Zusammenhang eine Verortung gebracht.

Was ist der Charakter von Live Art?

GH: Sie beinhaltet Publikumsbeteiligung und hat mit Performance Art zu tun. Allerdings geht es hier um viel mehr, als sich als Künstler selbst darzustellen.

WP: Es geht um die Begegnung auf Augenhöhe und um Selbstermächtigung. Als Besucher kann ich überlegen, was ich beeinflusse und bin nicht mehr nur Konsument. Und es geht um Kommunikation im realen Raum. Das ist ja nicht mehr selbstverständlich und deshalb wahrscheinlich international Thema in der Kunst.

Beim „Spotter Trip“ haben sich Künstler und Publikum einzeln in Autos auf der Ottensheimer Fähre getroffen. Fotos: Erich Goldmann

Wie geht es dem Publikum damit?

WP: Das ist doch sehr gefordert, teils sogar überfordert. Aber alleine schon die Entscheidung zu treffen, ob ich teilnehme oder nicht, löst etwas aus.

Wie entwickelt ihr eure Projekte?

WP: Hinter allen unseren Projekten liegen Fragestellungen. So wollten wir beim „Spotter Trip“ 2017 wissen, was passiert, wenn eine Performance nicht in einer Galerie stattfindet, sondern im Auto auf einer Fähre.

GH: Bei „Secrets“ ging es darum, Menschen zu Akteuren zu machen. Die Geheimnisträger waren keine Live Art Künstler. Da gab es allerdings ein Programm. Das war dann bei „Snooze“ Ende Oktober nicht der Fall, oder fast nicht mehr.

WP: Da waren nur Anfang und Ende definiert, dazwischen gab es eine große offene Fläche. Snooze ist ja ein Dämmerzustand. Wir wollten wissen, ob neue Ideen entstehen, wenn man nicht hellwach ist und sich gemeinsam diesem kontemplativen Zustand hingibt.

Worum geht es bei eurer Vortragsreihe über Live Art?

GH: Das ist eine öffentlich zugängliche Reihe mit der wir Live Art stärker in der Kultur verankern wollen. Es geht um die Veränderung von der Performance Kunst in Richtung Partizipation, wo das sogenannte Publikum im Zentrum steht.

Habt ihr schon weitere Projekte in Planung?

GH: „Secrets“ war ein Pilotversuch für ein Konzept, dass wir gemeinsam mit unserem rumänischen Partner für das Kulturhauptstadtjahr 2021 in Timișoara einreichen wollen. Eventuell wird es auch in Linz in erweiterter Form nochmals stattfinden.

WP: Allerdings werden die Produktionsbedingungen hier durch die stagnierenden finanziellen Mittel immer schwieriger. Wir können nur Piloten produzieren, die dann anderen angeboten werden und damit Impulse für große Projekte setzen.

Infos

Schatztauchen in Linz: Wie es mir als Teilnehmerin bei „Secrets“ ergangen ist

Dieser Artikel ist im oö. Kulturbericht 12/2018 erschienen.