Was bleibt?
Wien liegt nach einer Naturkatastrophe in Schutt und Asche. Was genau passiert ist, wird nicht näher erklärt und tut hier auch nichts zur Sache. Vielmehr stehen jene Menschen im Mittelpunkt, die diese Katastrophe überlebt haben. In kurzen Portraits und Szenen beschreibt Karin Peschka, wie sie mit der Situation umgehen.
Die einzelnen Szenen stehen nicht miteinander in Verbindung. Das fängt die Situation stimmig ein: Jede Person oder kleine Gruppe kämpft für sich und ist sorgsam darauf bedacht, nicht von anderen Überlebenden bemerkt zu werden. Dennoch repräsentieren sie in ihrer Gesamtheit die Breite der Gesellschaft: da ist die ehemalige Fremdenführerin, der Maurer, das Kind eines lesbischen Paares, der Philosophiestudent.
So unterschiedlich ihre Leben zuvor waren, müssen sie nun alle in einer Welt ohne Wasser, Strom, Medikamente und frische Lebensmittel aus dem Supermarkt um ihr Überleben kämpfen. Wir erhalten einen kurzen Einblick, wie sie damit umgehen, manchmal auch in ihr Vorleben. Ihr weiteres Schicksal bleibt uns aber unbekannt.
Trotz des bedrückenden Szenarios gelingt es Peschka, keine durchwegs verstörende Stimmung zu verbreiten. So gelangt mancher, der in der normalen, heilen Welt als schwaches Sorgenkind galt, nun in der erzwungenen Selbstständigkeit zu ungeahnter Stärke und Überlebensfähigkeit.
Es ist ein spannendes Gedankenexperiment, auf das Peschka in ihrem Buch entführt. Es fesselt von Beginn an. Die vielen unterschiedlichen Episoden und Protagonisten wecken die Neugierde. Durch den strukturierten Einstieg und die plastische Darstellung findet man sich rasch in die einzelnen Szenen ein.
Karin Peschka hat übrigens einen Teil dieser Erzählungen 2017 bei den Bachmann-Lesungen präsentiert und dafür den Publikumspreis erhalten. Schön so!
Diese Buchrezension ist im oö. Kulturbericht 1/2018 erschienen.
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